Römerkeller in Gefahr

Schon seit drei Jahren beobachte ich an den Mauern des 1971 freigelegten Römerkellers Veränderungen und Schäden, die nicht nur von Vandalen herrühren. Es begann mit drei - von wem oder was auch immer - ausgebrochenen Steinen im unteren Bereich des Lichtschachts im linken südlichen Kellerfenster.

Ausgebrochene Steine im Lichtschacht – aktueller Zustand Sept. 2009

Ich bat seinerzeit die Stadt, den Schaden zu beheben, meldete ihn aber als ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Landesamt für Denkmalpflege pflichtgemäß gleichzeitig Herrn Prof. Dr. Planck vom LDA, da ich mittlerweile den Eindruck gewonnen hatte, dass die Schäden möglicherweise durch Druck des Erdreichs von außen nach innen mit verursacht wurden und werden und mit der Zeit stark zunehmen würden.

Dr. Planck, der 1971 die Endabnahme und die Endaufnahme des Römerkellers vorgenommen hatte, wollte sich vor der Reparatur-Maßnahme durch die Stadt ein persönliches Bild von dem Schaden machen und bat darum, seinen Besuch abzuwarten. Leider rückte die Zeit der Pensionierung des Präsidenten des LDA immer näher; seine Termine häuften sich, und so blieb der Römerkeller seitens des LDA trotz meines mehrfachen Nachhakens unbesucht und die Schäden breiteten sich aus.

Wachsende Schäden am Römerkeller

Leider solle ich mit der Vermutung, dass die Wände nach 38 Jahren unter Druck und in Bewegung geraten sind, recht behalten, denn an verschiedenen Stellen, vor allem im Bereich der Süd- und der Ostwand, stellte ich weiterhin bedenkliche und immer größer werdende Risse im Mauerwerk fest.

Risse im Mauerwerk

An der linken Wand im Bereich des rampenartigen Abgangs zum Keller begann sich die Mauer bereits, wenn auch kaum bemerkbar, nach außen auszubauchen. Ende letzten Jahres teilte ich meine Befürchtungen und meine Bitte anlässlich einer Tagung der ehrenamtlichen Mitarbeiter des LDA in Bietigheim dem neuen für unser Gebiet zuständigen Konservator, Dr. Andreas Thiel vom LDA mit und bat erneut um einen möglichst baldigen Besuch.

25.06.2009: Besuch des Landesamts für Denkmalpflege

Dr. Thiel besuchte den Römerkeller zusammen mit Stadtbaumeister Johannes Thalheimer und mir am 25. Juni 2009. Fazit: Die Beschädigungen sind sehr ernst zu nehmen und es muss über Maßnahmen zur Rettung des Römerkellers nachgedacht werden, - Maßnahmen, die von der Zuschüttung bis zur kostspieligen Restaurierung und Sicherung diskutiert werden müssen.

Falsche Verfugung und Wasser sind Schadensursache

Verblüffend war Dr. Thiels Erklärung dafür, dass der Grund der Schadensentstehung primär nicht der Druck des Erdreichs gegen die freigelegten Kellerwände ist, sondern die gutgemeinte aber fachlich falsche Verfugung des römischen Mauerwerks im Zuge der Konservierungsarbeiten im Jahr 1972 ist. Der original-römische mörtelige Verbund des Kalkbruchsteinmauerwerks war mit stark zementhaltigem Verbund überspeist und ergänzt worden, wodurch sich über die Innenseiten der Mauern im Innenbereich der Kellerwände eine wasserundurchlässige Schicht gelegt hatte, die wie eine geschlossene Haut das Abziehen des Wassers von außen nach innen verhinderte, sodass vor allem das nicht abfließende und somit gestaute Wasser hinter der Mauer, und nicht das Erdreich allein, die Schäden verursachte. Diese Tatsache ist bei der anstehenden Restaurierung zu berücksichtigen. Die Stadt wird Fachleute beauftragen, den Schadensumfang und die Kosten für deren beständige Behebung festzustellen. Zu prüfen ist, in wieweit und von woher Zuschüsse für die Arbeiten zu erwarten sind.

Geophysikalische Vermessung

Ein anderes, allerdings erfreuliches Ergebnis des Besuchs war, dass Dr. Thiel sehr daran interessiert ist, eine geophysikalische Vermessung des Weilfelds in der Umgebung des Römerkellers vornehmen zu lassen, mit dem Ziel, die von Prof. Dr. Planck zunächst mündlich und dann in den umfangreichen Fundberichten des LDA von 1980 schriftlich geäußerte These, derzufoge der Römerkeller Teil eines größeren landwirtschaftlichen Anwesens (villa rustica) ist, zu belegen. Weitere Scherbenfunde in diesem Jahr 2009 im weiteren Umfeld des Römerkellers belegten diese These ebenfalls.

17.09.2009: Besuch durch das Limes- Informationszentrum

Am 17.09.2009 fand ein weiterer offizieller Besuch beim Römerkeller statt. Dr. Stephan Bender und Frau Carola Huber vom Limes-Info-Zentrum Aalen, sowie Bürgermeister Peter Traub, Stadtbaumeister Johannes Thalheimer und ich trafen sich am Römerkeller. Wir konnten uns zunächst vom in der Zeit vom 25.6. bis 17.09. dieses Jahres deutlich verschlechterten, ja gefährlichen Zustand der Römerkellerwände überzeugen. Der Riss und die Ausbauchung an der linken Kellerrampenwand sind inzwischen so enorm, dass man ins Innere der Mauer sehen kann und der Einsturz der Mauer nicht auszuschließen ist.

Riss und Ausbauchung in der linken Kellerrampenwand

Dr. Bender forderte die umgehende Sperrung des Römerkellers, welche die Stadt als Grundstückseigentümer bereits veranlasst hat.

Sperrung des Römerkellers

Einmaliges Flair, südlich anmutendes Ambiente

Sowohl das LDA, als auch die Vertreter des Limes-Info-Zentrums Aalen, sowie die Vertreter der Stadt streben die Erhaltung des Kellers an, wenn ein kostenmäßig vertretbarer Weg hierfür gefunden wird.
Die Erhaltung des Kellers, so Dr. Bender, sei unbedingt wünschenswert. Der Oberkochener Römerkeller sei in seiner einmalig bestechenden Lage und dem durch das herausragende „Flair“ der Anlage, das unter Anderem auch durch das südlich anmutende Ambiente (Wacholder = Zypressen), und die nachgewiesene von der Römerstraße von Heidenheim nach Aalen abzweigende römische Stichstraße zum Oberkochener Weilfeld sowie die optische Verbindung zum nächsten römischen Posten Richtung Aalen (Kirchberg Unterkochen) ein Kleinod, das landauf, landab seinesgleichen sucht.

Limes als Weltkulturerbe

Dr. Bender berichtete ausführlich von der Bedeutung des Limes als Weltkulturerbe und sprach in diesem Zusammenhang auch das „Limeshinterland“ an. Es sei eindeutig, dass es sich beim Oberkochener Römerkeller, so stellte Dr. Bender anlässlich der anschließenden Besichtigung der Römerkeller-Funde im Heimatmuseum fest, um ein sehr „gehobenes Bauwerk“ gehandelt habe, das Teil einer Großanlage gewesen sein muss (Verputz mit künstlichem Fugenwerk im Keller, bemalter Verputz im aufgehenden Mauerwerk, Heizungsziegel, Sicherheitsschloss, Quellnähe, u. a.).

Dietrich Bantel stellte fest, dass aus seiner Sicht der Oberkochener Römerkeller, in seiner Bedeutung in der Gesamtschau des Limes als Weltkulturebe in der ihm bekannten Literatur total unberücksichtigt ist: Römerkeller Oberkochen = Fehlanzeige.

Bantel verwies darauf, dass dem „Römerkeller“ durch seine unmittelbare Nähe zum Limeskastell Aalen als Versorgungsquelle für 1000 Mann Besatzung plus Pferde eine so große Bedeutung zukomme, dass dieses archäologische Bodendenkmal in der Gesamtschau „Limes als Weltkulturerbe“ entsprechende Beachtung finden müsse. Diese Meinung teilten Dr. Bender und Frau Huber. Es sei eines der erklärten Ziele des Limes-Info-Zentrums, die Bedeutung des Limes-Hinterlands für den Limes in das Limes-Weltkulturerbe einzubringen.

Römisches Quellheiligtum am Kocherusprung?

Interessant war auch, dass Dr. Bender und Frau Huber die in den heimatkundlichen Blättern von Josef Balle (1953) vermerkten Münzfunde am Kocherurprung, darunter eine römische Silbermünze, die Arthur Fischer dem Heimatmuseum vor 10 Jahren übergeben hat (siehe unser Bericht 348 vom 13.08.1999), sowie den Fund einer römischen Scherbe in der Höhle am Griebigen Stein, den ich 1971 getätigt hatte, dahingehend deuten, dass sie auf ein mögliches römisches Quellheiligtum am Kocherursprung hinweisen.

Römische Straße ins Weilfeld

Weitere starke Beachtung fanden im Museum die Luftaufnahme von 1964, die römische Stichstraßenspuren nach Art der „Sibyllenspur“ „helle Spur = Straße, 2 dunkle Spuren rechts und links = Gräben) von der Römischen Straße ins Weilfeld führend zeigt. Leider ist diese Spur nur in unserem Foto im Heimatmuseum erhalten, da das Gelände zwischenzeitlich stark aufgefüllt wurde.
Auch unser römisches Sicherheitsschloss plus Schlüssel fanden starke Beachtung.

 
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