Vor einigen zig Jahren ereignete sich in tiefnächtlicher Stunde bei der Verkehrsinsel, auf der einst der Lindenbrunnen zwischen Katzenbach- und Aalener Straße stand, ein Auto-Unfall: Ein alter grüner Fauweh und ein fast neuer Ford waren saftig ineinander gerauscht. Durch den Riesenschäpperer aufgeschreckt, waren schnell die späten Gäste aus den umliegenden Gasthöfen herbeigeeilt und gaben ihre Kommentare ab. Weil zwar beträchtlicher Sachschaden entstanden, sonst aber weiter nix passiert war, war es recht heiter und gemütlich, bis die Polizei aus Aalen eintraf – mit dem bekannten weiß-grünen Mercedes.
Da kam aus Richtung Heidenheim der Frieder angefahren, der in der Ziegelhütte zahlreiche Biere zu sich genommen hatte, und seine „Mordskiste“ im Auto, welches - das Schicksal wollte es so - ebenfalls ein Mercedes war, weiß zudem, bloß ohne grün - möglichst unbemerkt nach Hause transportieren wollte. Er wäre deshalb gut beraten gewesen, wenn er unauffällig an dem Ereignis vorbeigefahren wäre, - aber nein: Seine „Kiste“ hatte ihn mutig, neugierig und unvorsichtig gemacht. Also hielt er an und stieg aus, um, indem er sich unter die Gaffer mischte, zu sehen, was da los war.
Freund Karle aber roch des Frieders „Kiste“ sofort und riet ihm, sich doch besser schnellstens auf den Heimweg zu machen, ehe die Polizei seine „Kiste“ röche. Das leuchtete dem Frieder ein. Er bestieg sein Auto und fuhr nach Hause, wo er, nachdem er dasselbe etwas mühsam in die Garage gezielt hatte, alsbald eines sorglos-friedlichen Schlafes huldigte.
Nach geraumer Zeit jedoch läutete es Sturm beim Frieder, der, unverständliches Zeug vor sich hinmurmelnd, im Nachtgewand recht schlaf- und anderstrunken die Haustür öffnete. Dort standen die beiden Polizisten, die den Unfall aufgenommen hatten, mitten in der Nacht und forderten den Frieder auf, er solle doch mal seine Garagentür aufmachen. Der Frieder verstand nur „Bahnhof“ und machte die Garagentür auf.
Und was stand da drin?
Nicht sein eigener weißer Mercedes, sondern der weiß-grüne Polizei-Mercedes. Der Polizei-Zündschlüssel steckte noch immer, so, wie ihn die beiden Beamten leichtsinnigerweise auch beim Lindenbrunnen hatten stecken lassen.
Nach erfolgtem Autoaustausch war der Frieder froh, dass nun wieder sein eigener Mercedes in der Garage stand. - Weniger froh war er indes, dass die Polizisten ihn ins Röhrle blasen ließen.
Beim Abschied sagten die Freunde und Helfer aber dem Frieder, dass die Strafe nicht so hoch werde, weil sie selbst sich ja auch nicht vorschriftsmäßig verhalten hätten, indem sie den Zündschlüssel im Polizeiauto hätten stecken lassen und dieses zudem auch nicht abgeschlossen hätten – beides just, wie’s dem Frieder mit seiner „Kiste“ im Dunkel der Nacht und im persönlichen Dunkel mit seinem eigenen Mercedes auch passiert war.