Papst-Audienz

Ein Oberkochener namens B. – sein Vorname ist leider nicht überliefert, war einst zum Haareschneiden bei einem der bekannteren Oberkochener Frisöre namens, sagen wir E., der für seine markanten Haarschnitte im Orte bekannt ist. Während E. das B.’sche Haupthaar kürzte und unterm Gespräch immer weiter Richtung „Käpsele“ kürzte, ließ B. den E. wissen, dass er nächste Woche mit einer Gruppe von Oberkochenern nach Rom fliege. Auf dem Programm stehe auch eine Audienz beim Papst.

Der Barbier E. erkundigte sich, mit welcher Fluggesellschaft der B. denn fliege, und in welchem Hotel man übernachte. Ein rechter Frisör muss das wissen – es könnte ihn ja einer danach fragen.

Der B. sagte, dass er mit der „Allitalia“ fliege und im Hotel „Termini“ übernachte, worauf der Frisör E. äußerte, die „Allitalia“ sei der größte Bruchladen, und das „Termini“ der größte Nepp, und dreckig sei es da auch. Und kürzte weiter das Haar des B., und schloss dann die Schere mit den Worten „Bleib drhoim Du Schlagg, - dees Rom dao brengt Dir doch iebrhaupt nexa“. –

Beim Bezahlen gab der E. dem B. dann noch einmal den Rat, besser zuhause zu bleiben, weil er darüber hinaus den Papst eh nicht sprechen werde können – der habe andere Sorgen, als mit dem B. von Oberkochen zu reden.

Der B. ist aber einetwegen nach Rom geflogen.

Drei Wochen später traf der Frisör E. den B. im Dorf und dieser berichtete, dass er tatsächlich nun doch in Rom gewesen sei. Die „Allitalia“ sei überhaupt nicht abgestürzt, und überdies auch sonst hervorragend gewesen, mit einem Spitzensöhrwiss, und das „Termini“ sei blitzsauber gewesen und absolut reell.

„Abr da Papscht, den hasch gwieß net gsäa“, stichelte der Frisör E.. „Doch doch“, sagte der B., - der Papst habe sogar mit ihm persönlich gesprochen. Da war der E. baff und sagte: „Jetz saag Duu bloß,- komm schwätz!“
Und da verzählte der B: „Also, dao isch a Mordshaufa von Leit gwäa, oine lenks, on oine rechts. I war bei deane rechts.

On wiean’a dr Papscht so vorbeikomma isch, dao isch’r schnurstracks auf mi zukomma on hat mi ag’schprocha.“

„Des därf ja wohl net wohr sei“, wunderte sich der E. - „Ja, ond was hot’r denn nao gsagt zu Dir, der Papscht?“ fragte der Frisör E. immer noch völlig irritiert und ungläubig.

„Also loas*)“, sagte der B. – „der isch genau zu mir herkomma on hot zu mir gsagt: „Friede sei mit Dir, mein Sohn, und Gottes Segen, - aber sag Du mir bloß, bei welchem Frisör bisch au Du?“

*) loas = horch

 
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