Oberkochener in Peking

Die Eisenbahn kam 1864 nach Oberkochen und war gegen Ende des 19. Jahrhunderts schon so phantastisch ausgebaut, dass man per Bahn von Oberkochen nach Peking reisen konnte.

Offenbar gab es lediglich Probleme bei der Beschaffung der Fahrkarte.

Einer der Alt-Oberkochener wohlhabenden Industriellen – man nannte sie „Fabrikanten“ - wollte 1895 ausprobieren, ob er mit der Bahn tatsächlich nach Peking kommt - wobei er sich noch nicht sicher war, wie lange er bleiben würde, falls er’s schafft.

Also ging er in Oberkochen an den Schalter und verlangte „oimaol Pehkeng“.

Der Mann am Schalter war komplett von den Socken und kuckte den Fabrikanten entsprechend ungläubig an.

„Ja, liebr Mao“, sagte der Schalterbeamte (den noch berühmteren „Mao“ gab’s damals noch nicht) „…nach Pehkeng wellat ihr? Ja dees gat von Kocha aus et. Dao müaßat’r fir a Billjettle scho uff Aola nei.“

Also fuhr der Oberkochener nach Aalen und trug am Schalter des Bahnhofs Aalen seinen Wunsch vor: „Oimaol Pehkeng, bitte“.

Leider erging’s ihm hier nicht anders als in Oberkochen.
„Nach Pehkeng?, - ha dees geit’s et von daohanna aus, - dao müaßat’r scho uff Schtuggart na“.

Leicht verärgert löste der Oberkochener nach Stuttgart, ging dort an den Schalter, lupfte den Hut und sagte:
„Oimaol Peking, - sen so guat“.

Aber auch der Stuttgarter Beamte zuckte bedauernd mit den Schultern und sagte:
„A Billjettle nach Pehkeng gibt’s bloß en Berlin“.

Nach einer langen Bahnfahrt in Berlin angekommen, begab der Oberkochener sich umgehend an den Schalter und bekam dort tatsächlich endlich seine Fahrkarte nach Peking.

Diese Fahrt dauerte ewig, aber sie war erfolgreich.

Nachdem der Kochamr in Peking spannende Wochen verbracht hatte, war in ihm das Heimweh nach seiner „Kochamr Hoimat“ aufgekommen.

Also ging er an den Auslandsschalter des Pekinger Hauptbahnhofs und verlangte „Oimaol Kocha“, - worauf der chinesische Beamte freundlich lächelte und fragte: „Untel - odel Obel ?“

 
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