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![]() Fotos aus dem 2004 erschienen Buch "une mosaique à ciel ouvert" - la maison bleue de Dives-sur-Mer von Claude Lechopier. |
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Schon seit dem Jahr 2003, also ein Jahr vor der Gründung des Fördervereins »Maison Bleue«, steht der Heimatverein Oberkochen mit Freunden aus unserer französischen Partnerstadt Dives-sur-Mer in der Normandie in losem Kontakt, nicht zuletzt auch mit dem Ziel der Festigung einer ideellen Verbindung mit uns, dem Heimatverein Oberkochen, die wir in Oberkochen schon seit 1987, wie seit 2004 auch der Mühlenverein, ähnliche Interessen vertreten, die der Stadt nützen. In Dives handelt es sich im Fall des »Maison Bleue« zwar nur um ein Objekt, dafür aber um ein ziemlich außergewöhnliches, allerdings damals schon seit vielen Jahren im Zerfall befindliches kulturell wertvolles Anwesen. Seit 2004 laufen in Dives die sehr kostspieligen Aktionen zur Rettung dieses durchaus ansehnlichen und sehr individuellen Kulturdenkmals.
Dieses Anwesen gehörte einem 1902 geborenen, in einfachsten Verhältnissen und praktisch als Analphabet in Portugal aufgewachsenen Portugiesen, der im Alter von 22 Jahren nach Frankreich auswanderte und sich 1946, Wahlfranzose geworden, in Dives-sur-Mer in der Normandie (Calvados) niedergelassen hatte. 1947 erhielt er die französische Staatsangehörigkeit, nachdem er Arbeit in dem großen Diver Metallwerk Tréfimétaux gefunden hatte. (Das Werk musste 1986 geschlossen werden).
Sein Name ist Euclides Da Costa Ferreira. 8 Jahre nach seiner Niederlassung in Dives, also 1954, musste der inzwischen 52 Jahre alte etwas unruhige Geist aufgrund einer TBC-Erkrankung seine berufliche Tätigkeit beim Metallwerk Tréfimétaux aufgeben und lebte fortan von seiner äußerst mageren Invalidenrente. Bereits 1950 hatte es dieser besondere Mensch zu einem kleinen Grundstück gebracht, das fast schon am Stadtende von Dives Richtung Diver Hafen liegt. Dort lebte er auf unglaublich bescheidene Weise in kleinen selbstgebauten Wohnräumen wie ein etwas ausgegrenzter Einsiedler. 1959 heiratete der sehr religiöse Einwanderer seine ebenfalls sehr religiöse Frau Marie.
Ein geschichtlich interessantes aber bis heute kontrovers diskutiertes Ereignis hatte bereits zwei Jahre zuvor den weiteren Lebensweg dieses Sonderlings bestimmt. 1957 nämlich hatten die Russen per Rakete eine Hündin namens »Laika« ins All geschossen. Diese Tatsache veränderte das Leben von Euclides Da Costa Ferreira grundlegend und entscheidend. Der Vorgang, dass eine lebendige Hündin ohne Aussicht auf Rettung sozusagen im Dienste der Wissenschaft in den Weltraum geballert wurde, erschütterte den – nennen wir ihn durchaus »Künstler« – zutiefst. Seine Reaktion war, dass er der Hündin »Laika«, der ersten Märtyrerin im Weltraum, in seinem kleinen Garten ein Ehrendenkmal errichtete. Dieses Denkmal belegte er mit Mosaikbildern – in einer Art geistiger Verwandtschaft mit einem spanischen Architekten, dem spanischen Künstler-Architekten Antoni Gaudi, der von 1852 bis 1926 in Barcelona lebte und wirkte und seine Architekturen vielfach, wie z.B. die Kathedrale Sagrada Familia, mit musivischen Mustern und Bildern beschmückte. Die Mosaikbilder von Euclides Da Costa Ferreira stellen vielerlei Tiere dar, die er dem Menschen vorzuziehen scheint – Hirsche, Chamäleons, Schmetterlinge, Vögel, Schlangen, und Eidechsen; wir finden aber auch Bruchstücke von Keramik mit Putten und ungegenständlichen Mustern. – Im Lauf von vielen Jahren entstand so auf dem kleinen Künstler-Grundstück eine Vielzahl von Kleinarchitekturen, die meist religiösen Grundcharakter haben, und die diese kleine magische Welt in eine Art Zaubergarten verwandeln.
Die Materialien, mit denen Da Costa das »Laika-Denkmal« und später alle weiteren Bauten und Böden überzog, waren Porzellanstücke, Geschirrbruch, Altglas, zerbrochene Spiegel u.a. Material, das er auf Mülldeponien sammelte. – Da die Farbe »Blau« in all diesen »Mosaikbestandteilen« vorherrscht, erhielt das Anwesen den Namen »Maison Bleue« = Blaues Haus.
1984 starb da Costa, 1989 seine Frau.
Kurz vor ihrem Tod (29.12.1989) hatte die Witwe des Künstlers das Anwesen an die Stadt Dives-sur-Mer verkauft. Zwei Jahre später, 1991, wurde das »Maison Bleue« in die Liste der französischen Denkmäler eingetragen. Erst 2004 wurde dann, – der damalige Vorsitzende des Heimatvereins Oberkochen hatte Diver interessierte Freunde bereits 2003 zur Gründung eines Vereins in der Art des Heimatvereins Oberkochen geraten – der Förderverein »Maison Bleue« gegründet – mit dem Ziel, das »Maison Bleue« sukzessive zu restaurieren und zu einem attraktiven Besuchermagneten zu machen. Das Anwesen befand sich damals allerdings bereits in einem desolaten Zustand.
Zurück ins Jahr 1984.
Im April 1984 kam im Vorfeld der Gründung der Städtepartnerschaft mit der normannischen Stadt Dives-sur-Mer, mit der bereits mehrere Jahre lang ein Schüleraustausch zwischen ihr und Oberkochen stattgefunden hatte, die erste französische Delegation von Dives-sur-Mer nach Oberkochen. Dieser Delegation mit Bürgermeister Francis Giffard an der Spitze gehörte als Mitglied des Diver Gemeinderats Mme. Eliane Despres an, von Beruf Gymnasial-Lehrerin, – damals auch stellvertretende Bürgermeisterin. Sie ist heute die Präsidentin des Fördervereins »Maison Bleue«.
Eine Oberkochener Gemeinderats-Delegation mit dem damaligen Bürgermeister Harald Gentsch an der Spitze war schon im Herbst des gleichen Jahrs in der Zeit vom 28. September bis zum 1. Oktober 1984 auf Gegenbesuch in Dives-sur-Mer. Ein unglaublicher Zufall fügte es, dass Euclides Da Costa Ferreira am 1. Tag der Anwesenheit des Oberkochener Gemeinderats in Dives, nämlich am 29. September 1984, an den Folgen seiner Krankheit starb. Eliane Despres, bei der wir damals wohnten, zeigte uns das in Dives an einer Straße Richtung Hafen von Dives gelegene etwas versteckt wirkende Anwesen am 30. September 1984 und wies uns darauf hin, dass der Künstler tags zuvor, am Tage unserer Ankunft, nämlich am 29. September, verstorben sei. Natürlich sagten uns damals weder der Name des Künstlers noch der Begriff »Maison Bleue« etwas. Die ungewöhnlichen Zusammenhänge wurden uns erst jetzt bewusst.
Wenn Sie bei Google »Euclides Da Costa Ferreira« – zusammen mit »Dives-sur-Mer« oder »Maison Bleue« eingeben, können Sie viele weitere Informationen zum Künstler und zu »Maison Bleue« und zum Förderverein bekommen. Auch der Heimatverein Oberkochen wird unter Button 17 zusätzliches Material zum »Maison Bleue« veröffentlichen.
Das Einverständnis zur Einrichtung eines Punktes »Maison Bleue in Dives-sur-Mer« auf dieser Homepage www.heimatverein-oberkochen.de erhielten wir mit Mail vom 14. September 2012 von Eliane Despres. Dieser neue Kontakt wird die Partnerschaft auf eine neue Weise vertiefen. Wir wünschen uns, dass viele Oberkochener sich für die Arbeit dieses heimatvereinsähnlichen Fördervereins »Maison Bleue« interessieren.
Dietrich Bantel
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v. lks.: Odenthal, Wolff (SP), Bantel, Höflacher |
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3. v.lks. Bgm. Gentsch, 4. v.rts. Bgm. Giffard |
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Mitte lks. Bgm. Gentsch, Mitte rts. Susi Bantel |
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Die große Markthalle von Dives-sur-Mer |
Die ersten vier Fotos zeigen Mitglieder der Oberkochener Delegation am 29. September 1984, dem Tag des Todes von Euclides Da Costa Ferreira, auf dem großen Marktplatz von Dives-sur Mer. – Es folgen weitere Fotos, die der Verfasser im Jahr 2009 vom bereits stark restaurierten »Maison Bleue« gefertigt hat. Auf einem der Fotos ist auch die Präsidentin Eliane Despres zu erkennen.
23.04.2016 – Bonjour Susi et Didi,
Je vous adresse un reportage fait par une petite TV de Rouen ; cela fait découvrir la Maison Bleue et nous amène plus de visiteurs.
Mais toujours l’arrêt de la restauration car très coûteuse et peu de subventions à cause des budgets publics très en baisse. Gardons l’espoir de jours meilleurs….
Et vous comment allez-vous ? La santé de Susi va-t-elle mieux ? Et Didi tient-il bon ? Ah ! la vieillesse, c’est un naufrage mais c’est aussi l’une des rares périodes de la vie où il y a une presque égalité entre les hommes : l’angoisse de quitter cette vie.
Alors il faut en profiter jusqu’au bout ! Pour cela s’occuper l’esprit à des choses positives et gratifiantes, comme s’intéresser à la vie de sa cité, comme nous faisons vous et nous.
On vous embrasse.
Eliane et Jacques.
http://www.lachainenormande.tv/Replay/informations/la-quotidienne/Maison-Bleue-Da-Costa-Dives-sur-Mer-C7llErqeAE.html
A faire suivre à tous, enfants, petits enfants, amis...
Ghislaine
25.06.2016 – Neues vom »Maison Bleue« aus Dives
Anlässlich des Stadtfests überreichte mir der Vorsitzende des Diver Partnerschaftsvereins, Christian Bread im Auftrag von Ghislaine Hanse am 25.06.2016 eine kleine Anzahl des in Deutsch gedruckten neu erschienenen Leporellos zum »Maison Bleue«. Die Präsidentin des Vereins »Maison Bleue«, Eliane Despres, bedankt sich aus diesem Anlass für unser Interesse, das wir diesem Diver „patriemoine“ = „heimatkundlichen Denkmal“ entgegenbringen.
Das Leporello beschreibt das architektonische Kunstwerk anhand eines Grundrisses und bringt einen Lebenslauf des in Portugal geborenen tierliebenden Künstlers Euclides da Costa Ferreira. Das Titelblatt zeigt das im Garten des Gesamtkunstwerks stehende Denkmal für „Laika“, der Hündin, die 1957 in einem Sputnik als erstes lebendiges Opfer für die Weltraumforschung ins Weltall geschossen wurde.
Wer Interesse an dem kleinen deutschen Führer hat, kann ihn über Telefon 07364-7377 kostenlos bei mir bestellen. – Dietrich Bantel
Hier gelangen Sie auf die französische Originalseite von »Maison Bleue«.
Zum Abschluss noch einen Tipp: Wenn Sie bei Google die Stichworte »Eudlices Da Costa Ferreira«, »Dives-sur-Mer« und »Maison Bleue« eingeben, erhalten Sie weitere Infos zu »Maison Bleue«.