Die Jubiläumsfahrt des HVO im Rahmen der seit 1987 jährlich zweimal durchgeführten »Kleinen Fahrten« führte naturgemäß zu einem ein paar Kilometer ferner gelegenen und ausgesprochen anspruchsvollen Ziel: die alte Freie Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber.
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Die Mitglieder des Heimatvereins in Rothenburg |
Über 20 interessierte Mitglieder und Gäste fanden sich um 11 Uhr beim »Fenster-Brand« in Oberkochen ein. Bereits um 12.30 Uhr speiste man hervorragend im Gasthof und Hotel »Rödertor«, wenige Meter vor den Toren Rothenburgs. Zwei Stunden später begann die nicht nur zeitlich ausgedehnte, sondern vor allem auch inhaltlich anspruchsvolle und reichhaltige Führung durch Frau Bettina Fischer, eine der zahlreichen Führungskräfte der spät-mittelalterlichen Stadt, die über unerschöpfliches Wissen verfügen. Die Stadt selbst kann - im Gegensatz zu Nördlingen, wo ein Stück derselben fehlt, - eine 700 Jahre alte komplett erhaltene Stadtmauer aufweisen.
Vom Rathaus, teils gotisch, teils Renaissance (Brand), am Rand des durch die Vielzahl faszinierender, beeindruckender, uralter repräsentativer Gebäude beherrschenden Marktplatzes gelegen, gelangten wir durch enge, stark für den Tourismus ausgerichtete Gassen und Gässchen, zum historisch wichtigsten Punkt der Stadt, der Staufer-Burg, die sich dadurch auszeichnet, dass sie bis auf einen Buckelquaderturm nicht mehr vorhanden ist. Sie wurde schon zu einem frühen Zeitpunkt nach ihrer Zerstörung »geschleift« und fand als Baumaterial in der späteren Bausubstanz Rothenburgs Verwendung. Natürlich lauschten wir gespannt der Geschichte des sogenannten »Meistertrunks«: Als wahr ist überliefert, dass Bürgermeister Nusch einen mehr als 3 Liter fassenden Krug besten Weins in einem Zug leerte und damit die Stadt im 30-jährigen Krieg vor der Zerstörung durch Tilly bewahrte, einem entsprechenden Versprechen des Feldherrn zufolge.
Höhepunkt war natürlich die Besichtigung der evangelischen, vormals katholischen Kirche St. Jakob mit ihrer kostbaren Ausstattung, die vom Reichtum der historischen Stadt kündet. Das bedeutendste, in der ganzen Welt bekannte Kunstwerk, ist der sogenannte »Heilig-Blut-Altar« des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider, in 6 Jahren, 1499 - 1505, zur Verehrung der »Heilig-Blut-Reliquie« entstanden. Frau Fischer verriet augenzwinkernd, dass Jesus 60 Liter Blut gehabt haben müsse, wenn die Blutmengen aller existierenden Reliquien zum heiligen Blut Christi zusammenaddiert würden.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz kamen uns ganze Heerscharen von Japanern und Chinesen entgegen, laut Frau Fischer auf dem Zwischenstopp zwischen Heidelberg und Neuschwanstein. Sie sahen und sehen die Sehenswürdigkeiten vorwiegend durch das Auge ihrer Kameras. - Wir indes waren von dem Gesehenen und Erlebten mehr als erfüllt.