Spannende Rückblende der Oberkochener Gemarkungsgeschichte mit Professor Dr. Immo Eberl im Schillerhaus
Vor 675 Jahren wurde Oberkochen erstmals urkundlich erwähnt. Am heutigen Freitag und am Samstag feiert die Stadt. Den ersten Akzent setzte bereits am Mittwochabend Professor Dr. Immo Eberl, Leiter des Stadtarchivs Ellwangen, mit seinem heimatkundlichen Vortrag im vollen Schillerhaus.
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Auf viele Zuhörer stieß der Vortrag des Leiters des Stadtarchivs Ellwangen im Oberkochener Schillerhaus. (Fotos: ls) |
Dass Oberkochen in Sachen Herrschaftlichkeit zwei Drittel Ellwangen und ein Drittel Königsbronn zuzurechnen ist und erst mit der Säkularisation 1803 ein einheitliches Dorf entstanden ist, steht am Ende eines spannenden Bogens auf der Reise durch die Geschichte Oberkochens.
„Oberkochen ist wesentlich älter als 675 Jahre“, beginnt Prof. Immo Eberl seinen Vortrag. Eine umfassende Siedlungstätigkeit habe es in der Römerzeit gegeben zwischen den beiden Kastellen von Aalen und Heidenheim und bis heute habe man von einer sicher vorhandenen Römerstraße keine Spur gefunden. Zwischen Oberkochen und Heidenheim sei eine Römerstraße anzunehmen.
Im fünften Jahrhundert gewinnen die Alemannen das Herrschaftsgebiet gegen die Römer, ohne dass aber ein Siedlungsraum entstand. Spätestens seit 537 hat der heutige Ostalbkreis zum Merowinger Reich gehört.
Zwischen dem sechsten und siebten Jahrhundert traten alemannische Herzöge in Verbindung zu den Merowinger Königen. Im sechsten Jahrhundert wurde in Oberkochen mit der Belegung eines alemannischen Gräberfelds begonnen. Oberkochen und Unterkochen werden im Jahre 1136 erstmals als „Kochen“ in der Ellwanger Klageschrift erwähnt. Wohl seien im Bereich von Unterkochen und Oberkochen Siedlungsplätze entstanden. Die beiden Orte ließen sich aber zunächst nicht unterscheiden, betont Professor Eberl. Erst 1335 taucht Oberkochen auf, zwei Jahre später Unterkochen.
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Professor Dr. Immo Eberl hielt einen heimatkundlichen Vortrag. (Fotos: ls) |
Kochenburg immer wieder erwähnt
Immer wieder erwähnt sei die Kochenburg, wobei nicht mit letzter Sicherheit zu sagen sei, ob diese zu Unterkochen oder zu Oberkochen gehörte. „Beide waren anfänglich wohl unter einer Herrschaft zusammengefasst“, meinte der Referent. Eindeutig stehe die Ellwanger Ministeriale im Fokus, seit 1136 sei die Familie der Herren von Kochen erwähnt. Wohl hätten die Herren von Kochen in der Kochenburg ihre Niederlassung gehabt. Die Kochenburg gehörte bereits im 13. Jahrhundert zur Abtei Ellwangen.
Oberkochen gehörte wohl zum Ellwanger Bereich
„Ich vermute, dass die Kochenburg und Unterkochen schon seit dem achten oder neunten Jahrhundert zum Besitz der Reichsabtei Ellwangen gehörte“, meinte Prof. Eberl. Der gemeinsame Name Kochen spreche zur damaligen Zeit dafür, dass auch Oberkochen zum Ellwanger Bereich gehörte. Die letzte Klärung brachte die Zeit zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert mit den beiden bekannten Rechtsbesitzformen: zwei Drittel pro Ellwangen, ein Drittel pro Königsbronn.
Kochen zum zweiten
Eine zweite Auflage der Lokalhistorie wird es am morgigen Samstag, 4. Dezember um 17 Uhr geben, wenn Bürgermeister Peter Traub in der Dreißentalhalle beim Festakt zum Thema „Oberkochen – vom Dorf zur Stadt“ sprechen wird. Auch hier wird die Entstehung des Wortes „Kochen“ ein Thema sein.
Aber auch die weltweite Bedeutung Oberkochens als Industriestandort wird Bürgermeister Peter Traub thematisieren.
Lothar Schell, Schwäbische Post